Spanischer Jakobsweg über die Pyrenäen von Saint Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela 850 Km
Ein Bericht von Franz Ferdinand Emmert
48 Jahre Berufsleben, eine verdammt lange Zeit. Dez. 2008, da war es dann so weit, die Firma war verkauft, das Berufsleben beendet, viele Höhen und Tiefen hatte ich erlebt. Auf einmal war ich raus, ein neuer Lebensabschnitt begann.
Schon lange vor meinem offiziellen Ausscheiden hatte ich mir überlegt, was machst du, wenn es soweit ist, wie verhinderst du das große schwarze Loch. Ich wollte Aufbrechen in die Freiheit, eine innere Einkehr durchlaufen, Abstand gewinnen und neue Wege gehen.
Wahrscheinlich war ich angesichts dieser gravierenden Veränderungen in meinem Leben, auch von der uralten Sehnsucht der Menschen getrieben, aufzubrechen, Bekanntes hinter mir zu lassen und neue Wege suchen.
Nachdem ich schon viel über Pilgerwege gelesen hatte, war mir klar, ich mußte den Pilgerweg nach Santiago de Compostela gehen.
Ich wußte, daß mir dieser Weg alles abverlangen wird, aber Dank meiner unglaublichen Motivation und Kraft, hätte mich nichts mehr davon abhalten können.
„Go West“ den uralten Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
Pilgertagebuch
Anreise 16.09.09
Es war soweit, eine lange Pilgerreise (Jakobsweg, span. Camino) lag vor mir. Der Weg rund 850 km von Sant Joan Pied de Port (Fr. ) nach Santiago de Compostela
Meine lb. Frau Marianne fährt mich zum Bhf Singen, Abf. 6 Uhr 30 mit dem Zug nach Offenburg. O Graus beim Umsteigen in Offenburg Richtung Straßburg fällt mir die Gleitsichtbrille runter. Merke nicht das ein Glas heraus gefallen war. Also die nächsten Wochen ohne Gleitsichtbrille. Nicht so tragisch, komme mit der Lesebrille auch einigermaßen klar. In Straßburg kurzer Aufenthalt, dann geht es mit dem TGV nach Paris. Von Paris mit dem TGV nach Pau, Ank. 19 Uhr 15, Übernachtung in einer Jugendherberge.
Anreise 17.09.09
Nun ging es richtig los, ich sah mir noch die wunderschöne Stadt Pau an. Die Altstadt, kombiniert mit moderner Architektur. Nachmittags ging es dann weiter mit dem Zug nach Bayonn und von dort mit einem kleinen Nahverkehrszug nach San Joan. Im Zug saßen schon Leute, die von Ihrem Äußeren her erkennen ließen, daß sie sich ebenfalls auf den Pilgerweg begeben werden.
Z. B. ein junger Holländer und die Franco-Canadier Pier und Marie Clode. Alle eilten sofort nach der Ankunft in San Joan zum Pilger-Meldebüro. Hier gab den ersten Stempel. Übernachtung in San Joan mit Pilgermenue. Das erste Mal Schlafsaal, das Pilgermenue war einfach nur schlecht. Vorgeschmack auf das, was mir in den nächsten Wochen bevor stand?
1. Etappe 18.09.2009 Saint-Joan Pied de Port nach Roncesvalles 29 km
Aufstehen 6 Uhr 45, muß mich noch an die spärlich sanitären Anlagen gewöhnen, mikriger Duschraum und Toilette für 20 Personen. Das Packen des Rucksacks bereitete mir noch Schwierigkeiten, selten wußte ich, wo ich was hingepackt hatte. Es kann nur noch besser werden. Schaute zum Fenster hinaus, es regnete. Das ging ja gut los, darauf war ich noch gar nicht eingestellt. Egal, jetzt war es so, vor der Tür gesellte sich Inge zu mir. Inge war Pysiotherapeutin und aus Staufen. Man sah es Ihr an, die Frau war schon etwas erfahrener und gut durchtrainiert. Gut, wir entschlossen uns wegen des Regens, nicht die zwar landschaftl. schönere Route Napoleon zu nehmen. Wir liefen entlang der Landstraße in Richtung Ebaneta-Pass in Richtung Roncesvalles. Baskische Dörfer wie Arneguy und Luzaide passiert wir. Der Camino verläßt immer wieder die Passtraße und geht entlang von Bachläufen entsprechend der Landschaft steil bergab, steil bergauf. Es regnete pausenlos, die Stimmung war im Keller, es ging endlos immer nur bergauf in Richtung Passhöhe. Aber wo ist sie? Inge meinte, wir müßten jetzt den neu angelegten Camino einschlagen. Zunächst ging das ja noch, dann wurde der Boden immer tiefer, Schlamm bis an die Knöchel. Längst ist alles nass, die Jacke, der Rucksack, alles trieft nur noch. Inge ist ungefähr 30 m vor mir, ich pfeife aus dem letzten Loch, der eingesetzte Stock bringt gar nichts. Die Muskulatur ist bis in die Oberschenkel total verkrampft. Ich beschließe über das unwegsame Gelände wieder hoch auf die Pass-Straße zu laufen. Geschafft, ich laufe wirklich auf der letzten Rille und erreiche nach ca. 1/2 Stunde die Passhöhe. Es regnet und stürmt, außerdem eiskalt, kann kaum noch laufen, Muskulatur total verkrampft. Ich bin am Ende, sage zu mir „lieber Gott hole mich, habe keine Lust mehr“. Gott sei Dank, erhole ich mich unter dem Vordach der Bergkapelle etwas. Zwischenzeitlich kommt auch Inge aus einer ganz anderen Richtung und fragt mich, wo ich war. Aller Ehren wert, sie war zurückgelaufen und hatte mich gesucht. Fand ich rührend, sie kommentierte das mit der Bemerkung „ein Pilger hilft dem anderen“.
Ich war dann noch die ca 2 km bis nach Roncesvalles in die Herberge laufen. Kam um 14 Uhr 30 an, so etwas habe ich noch nicht gesehen ein Schlafsaal mit 120 Betten (Albergo wird von Holländern verwaltet). War mir alles egal, Hauptsache ein Dach über dem Kopf. Bett wird zugeteilt, neben dem Bett wo ich meinen Rucksack abstelle, gleich eine riesige Wasserlache. Ich erholte mich schnell, es ging dann das erste Mal zum Pilgermenue (Suppe, Fischgericht, Dessert, Wein und Wasser) alles recht gut. Anschließend hatte ich dann auch noch die Pilgermesse besucht. Um ca 10 Uhr Nachruhe, das Schnarchen, Furzen, Keuchen, Husten etc. begann, der Horror.
2’te Etappe 19.09.2009 Roncevalles – Zubiri 23 km
Um 6 Uhr morgens war die Nacht rum. Das Licht im Schlafsaal wurde eingeschaltet. Gleich begann das Rumoren der Pilger, Katzenwäsche, einpacken und schnell raus.
Längerer Waldweg angenehm, in Burguette Frühstück, man beschnupperte andere Weggefährten. Hatte mich einem Koreaner vl. 30 Jahre alt angenähert. Wir unterhalten uns in englisch. Irgendwann ist ihm das Thempo zu schnell, er läßt sich zurückfallen. Teilweise schlechte Wegverhältnisse, bergauf und ab Pyrenäenvorland, landschaftlich nichts aufregendes. Traf um 14 Uhr 30 in Zubiri ein.
Hatte gleich eine Herberge Albergo Zaldiko. War OK, Etagenbetten, gewöhnte mich langsam an das Ritual nach Ankunft in der Albergo. Duschen, Wäsche waschen, schlafen, dann Essen gehen, Peligrino-Menue.
Neben mir schläft einer (Franz. Paul mit Ehefrau (Martine) der schnarchte wie ein Tier.
3’te Etappe 20.09.2009 Zubiri – Pamplona – Cizur Minor 27 km
Verließ die Albergo um 8 Uhr, lief alleine, schöne Landschaft Wegstrecke nicht besonders schwierig. Der Weg führt über Larrasona und Trinidad de Arre nach Pamplona. Traf um ca 13 Uhr ein, besichtigte die Stadt und begegnete Pier und Marie Claud, die beiden aus dem Pilgerbüro innSant Juan wieder. In der Stadt traf ich einen Engländer, er hat mich als Pilger ausgemacht und erzählte, dass er den Camino schon mehrmals gelaufen sei. Ein freundlicher Mensch, er brachte mich dann nachmittags nach Cizur Minor. Übernachtung in der Albergo Meribell.
4’te Etappe 21.09.2009 Cizur Minor – Puente la Reina
Der Weg führte durch eine weite Ebene in Richtung Alto del Pardon. Auf dem Bergrücken sah man von weitem schon den Windräderpark. Es ging stetig bergauf, der Boden war weich vom Regen, der Dreck blieb an den Schuhen kleben, der Aufstieg war wirklich knochenhart. Als ich oben ankam, war zielmlich fertig. Oben auf der Passhöhe, eine eigenwillige Pilgerkarawanen-Skulptur aus Eisen. Supertoller Blick ins Tal. Jetzt gings erst mal abwärts, Schotterpiste. Lief dann mit Antonio, einem Pilger aus Spanien, wir unterhielten uns gestenreich. Unglaublich welches Höllentempo wir liefen. Keine Ahnung warum, jeder wollte schneller als der andere sein. Über Uterga und Obanos ging es nach Puente la Reina. Nette Kleinstadt, berühmte Brücke über den Rio Arga. Übernachtung in der Albergo Padres Repadores. Das war ganz OK
5’te Etappe 22.09.2009 Puente la Reina – Villatuerta 18 km
Startete noch in der Dunkelheit und hatte mich gleich mal verlaufen (hin-zurück ca 6 km), kann passieren. Es ging zunächst ganz gemütlich entlang der A12, bis dann ein brutaler Anstieg nach Maneru kam.
Da hingen die armen Pilger und pusteten. Anschließend ging es mit einer abwechslungsreichen-und schönen Landschaft weiter. In Richtung Lorca, die alte Brücke und der Rio Salado (salziger Fluß). Lorca, ein verschlafenes Nest, kurzer Imbiss und weiter nach Villatuerta. Übernachtung in der Albergo Runare, ein schönes Haus, im Umfeld keine Retaurants, blieb nur ein spartanisches Abendessen aus dem Rucksack.
6’te Etappe 23.09.2009 Villatuerta – Los Arcos 27 km
Laufe im Morgengrauen los durch das Tal des Rio Ega nach Estella. Hier treffe ich mal wieder Magnuson, ein Engländer aus Blackpool. Ein netter Kerl, er erzählt mir, er hätte noch einige Schicksalsschläge zu verarbeiten, das sei seine Motivation den Camino zu laufen. Estella, gleich nach dem Ortschild bask. Parolen, wunderschöne historische Bauten z. B. Iglesia del Santo Sepulcro Portal (14 Jh.). Weiter nach Santa Maria la Real de Irache, das Kloster und der Weinbrunnen. Probiere den Roten hieß es, eher nicht mein Geschmack. Ich glaube es nicht, hier traf ich auch wieder einmal Angela (vl. 30 Jahre koreanischer Herk.) und Luci aus Australien. Die hatte ich schon in San Joan getroffen. Angela Photographin, macht Bilder für einen aust. Verlag. Es ging in eine unendliche Ebene mit abgeernteten Feldern, es war tierisch heiß in dieser Gegend. Unterwegs traf ich Pitt, ein ausgedienter Richter aus Canada. Er läßt sich immer das Gepäck zur nächsten Albergo transportieren, und findet mit seiner blöden Art kaum Anschluß. Um 14 Uhr war ich bereits in Los Arcos, Ziel war die Albergo Casa Austria, die soll gut sein. Wichtig war es früh in der Albergo zu sein, man kann sich das Bett dann meist aussuchen. Außerdem kann man in Ruhe Duschen, seine Wäsche waschen und dann noch ein bischen schlafen. Abends gingen viele Pelegrinos in das Rest. Monos zum Essen. Das Wirteehepaar war sehr unfreundlich, Pilger waren offenbar nicht willkommen.
7’te Etappe 24.09.2009 Los Arcos – Torres del Rio – Viana – Logrono – Navarette 42
Eine Monster-Etappe, unentlich lang der Weg über eine Hochebene bis nach Logrono. Logrono, in der Stadt fand gerade ein Festival statt, es war richtig was los .Historisch sehr interessant, sehr schöne alte Bauten. Verließ Logrono sehr bald wieder, durch einen riesigen Freizeitpark in Richtung Stausee La Grajera und Navarrete. Kam wegen der langen Wegstrecke schon auf dem Zahnfleisch daher. Am Ortseingang von Navarrete die Ruine des alten Pilgerhospitals gegr. 1185, ein schöner Brunnen und die Kirche Asuncion. Übernachtung in Albergo, nichts besonderes.
8’te Etappe 25.09.2009 Navrette – Azofra 24 km
Es ging durch die Weinberge und über eine Hochebene in die Rioja Alta.
Über Najera (Weinbau) ging es weiter nach Azofra. Das li. Knie tat mir weh, es war angeschwollen. Hatte mich am Tag zuvor wohl etwas übernommen. In Azofra eine gute Albergo. 2 Pers. in einer Box (Schweinehaltung) mit Pendeltür.
Hatte mich entschlossen 1 Tag auszusetzen und mein Knie zu schonen.
Ruhetag 26.09.2009
Alle Pilger in der Albergo hatten mir Superratschläge gegeben, wie das mit dem Knie schnell besser wird. Setzte mich am Dorfbrunnen und kühlte mein Knie mit einem Eisbeutel. Klar das wird schon wieder.
Zwischenzeitlich trafen Pilger hier ein, die weit hinter mir waren. Egal, es ging nicht darum, wer der Erste ist, sondern in erster Linie das Ziel zu erreichen.
9’te Etappe 27.08.2009 Azofra – Santo Domingo de la Calzada 22 km
Es ging wieder, habe mich erholt, die Schwellung ist zurückgegangen ( Bandage etc..).
Passierte einen langen bewaldeten Aufstieg, der nächster Ort war Ciruena. Linker Hand eine Neubausiedlung engeschlossen ein riesiger Golfplatz für die Reichen. Erreichte Santo Domingo de la Calzada, eine hystorisch besonders interessant die Kathedrale in der 2 Hühner gehalten werden. Der geschichtl. Hintergrund ist bekannt, es fand gerade die 900 Jahr Feier statt. Weiter ging es nach nach Granon. Übernachtung besonders romantisch in der Kirche, auf dem Boden, gemeinsames Essen. Ein Schnarchtempel, 3 Brasilianerin schnarchten um die Wette. Horror
10’te Etappe 28.09.2009 Granon-Belarado-Tosantos 22 km
Eine Horrornacht hatte in der Kirche von Granon. Machte mich früh noch in der Dunkelheit auf den Weg. Der Weg eine Schotterpiste, teilweise entlang der N 12, riesige abgeerntete Getreidefelder rel. einfälltig Gegend. Der nächster größere Ort war Belorado. Viele Pilger stoppen hier, weil es eine Vielzahl schöner Herbergen gab. Lief noch weiter bis Tosantos, war aber sehr müde und muß unbedingt eine Herberge finden. Ca 500 m nach Ortseingang sah ich eine baulich nicht gerade einladende Hütte. Egal ich ging hinein, ein älterer Herr öffnet die Türe. Es gab nur wenig Schlafplätze ( 12 ), ich war an diesem Tag der erste und konnte mir meine Schlafstelle aussuchen. Der Chef dieser privaten Albergo hieß Pepe, er war etwas eigen, aber alles schön sauber. Am Abend kochte Pepe etwas, alle Pilger waren gespannend, was es wohl gibt. Wie üblich, duschte ich, wusche meine Wäsche und relaxe etwas. Nach und nach kamen weitere Pilger, unter anderem Vim aus NL, Dolores aus Fr. und Rolf aus D.. Abendessen um 7 Uhr 30, kleine Vorspeise, dann hat Pepe eine Super-Paelia gemacht, kleines Dessert und dann gingen alle zufrieden ins Bett.
11’te Etappe 29.09.2009 Tosantos – Atapuerca 27 km
Wecken um 6 Uhr 30 mit Fanfaren, wie zu Zeiten der span. Revolution.
Ich lief eine sehr schöne Wegstrecke, leicht ansteigend, dann durch schöne Eichen-und Kiefernwälder. Ich passierte die Orte Espinos del Camino, Villafranca-Montes de Oca, San Juan de Ortega. Auf einer kleinen Anhöhe öffnete sich ein weites Tal, der Camino verlief hier eine zeitlang auf der Landstraße bis nach Atapucera. Die Straße ist allerdings kaum befahren. War schon um 12 Uhr 30 an der Herberge Atapuerca. Eine schöne Herberge (komunal). Atapuerca ist als Fundort des ältesten Europäers ( 800 000 Jh alte Knochenreste) Homo Antecessor, einer der wichtigsten Ausgrabungsstätten auf der Welt. Besuchte noch das dortige Museum. UNESCO Weltkulturerbe. Mit einigen anderen Pilgern aßen wir direkt im benachbarten Restaurant, das wohl beste Pilger-Menue des ganzen Caminos.
12’te Etappe 30.09.2009 Atapuerca – Burgos 18 km
Heute ging es in die Großstadt. Viele Pilger fuhren diese Strecke, wegen des langen Weges um das Industriegebiet Burgos, mit dem Bus. Zunächst steiler Aufstieg auf die Hochebene Matagrande. Man kam an einem Holzkreuz vorbei, nach welchem sich der Blick auf Burgos öffnete. Der Weg noch Burgos zog sich hier lange um den Flugplatz herum, dann über Castanares in Richtung Innenstadt. Lief direkt zur Albergo Santa Katalina in der Innenstadt. Die Albergo sieht von außen wie eine Kirche aus. Sehr schöner alter Bau. Die Albergo ist kostenlos (Donativo) man spendet. Das übliche Procedere, Duschen, Waschen und heute ging es gleich in die Stadt. Die Sehenswürdigkeiten z.B eine wunderschöner Kathedrale. Am Abend in die Bars essen, leckere Tapas und Tortilios. Das war richtig toll.
13’te Etappe 01.10.2009 Burgos – Hornillos del Camino – Hontanas 32 km
Lief mit Dolores (Pumuckel, wegen der roten Haare) morgens um 8 Uhr nach einem kurzem Frühstück durch die Altstadt aus Burgos raus. Es begann die Tierra de Campos, die unendlich Weite der Hochebene, die Meseta mit den riesigen abgeernteten Getreidefeldern. Der stark kalkhaltige Boden erscheint weiß. In dieser Gegend ist es sehr heiß. In Hornilos del Camino, hatte ich Bob aus Kanada wiedergetroffen, ich hatte seinen Pilgerausweis, den er in Azofra liegengelassen hatte, mitgenommen. Der hat sich richtig gefreut, als ich ihm das Dokument übergeben habe. Nach Hornilos ca 13 km weder Baum noch Strauch endlos über die Schotterpiste. Viele Pilger fuhren diese gefürchtete Strecke mit dem Bus. Am frühen Nachmittag hatte es in einem Streckenabschnitt vor uns geregnet. Der ganze Dreck blieb an den Schuhen hängen und erschwerte das Laufen.
Wir suchten am Horizont nach einem Anhaltspunkt, weit und breit nichts zu sehen. Die Stimmung war wegen der Trostlosigkeit dieser Landschaft am Tiefpunkt. Laut Karte mußte dieses Dorf Hontanas endlich auftauchen, aber es ging immer weiter und kein Ende in Sicht. Bis dann plötzlich in einer Senke dieses Dorf auftauchte. Wir waren total ausgelaugt und am Ende, als wir um 15 Uhr 30 in der Albergo El Puntido eintrafen. Diese Albergo war gut und das Pilgermenue köstlich.
Abends spielt sich kaum noch etwas ab, die Pilger waren alle totmüde.
14’te Etappe 02.10.2009 Hontanas – Boadilla del Camino 29 km
Start um 7 Uhr 30, die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher und schöner. Es ging an einem Bergsaum entlang, bis dann auch schon die Ruinen von San Anton sichtbar wurden. Es handelt sich um die Ruinen des im 12 Jh gegründeten Pilgerhospitals. Weiter ging es nach Castrojeriz, hier frühstückten Dolores und ich. Zahlreiche bekannte Pilger trafen wir hier wieder.
Später hörte ich, daß viele Pilger in der dortigen komunalen Herberge von Wanzen befallen wurden. Nach Castrojeritz ging es einen brutalen Anstieg (Tafelberg) auf eine Hochebene hinauf. oben angekommen, total naß geschwitzt. Es folgte ein ziemlich steiniger Abstieg. Rechts und links abgeerntete Getreidefelder. Nach 1 Stunde Rastplatz kamen wir zu einem Rastplatz. Eine schweizer Pilgergruppe hier beim Gebet. Machte kurze Rast, hier sah ich auch Josefine aus der Schweiz mit ihrem gezogenen Handkarren wieder. Landschaftlich war es jetzt eher wieder karg und trist.
Nächster Ort war Boadilla del Camino, Übernachtung in der Albergo En el Camino.
15’te Etappe 03.10.2009 Boadilla del Camino – Carrion de los Condes 27 km
Ich starte wieder in der Dunkelheit, es ging entlang am Canal de Castilla. Dieser Kanal war im 13’ten 14’ten Jahrhundert zu Abtransport riesigen Getreidemengen gebaut worden. Heute wird er zum Teil zur Bewässerung und zu Freizeitzwecken genutzt. Am Ortseingang von Formista wird dieser Kanal an einer Staustufe überquert. Weiter ging es nach Villacazar de Sirga, eine Pause für Tortilla und Bier. Weiter ging es nach Corrion de los Condes. Übernachtung im Conveto Santa Clara.
In der Stadt treffe ich die beiden Brasilianer wieder. Sie waren in einer Bar und schon feste am feiern. Wahrscheinlich kamen sie mit dem Bus, unterwegs hat man die nie gesehen.
16’te Etappe 04.10.2009 Corrion de los Condes – Teradillos de los Templarios 27 km
Die Übernachtung war sehr bescheiden. Zunächst der Weg aus der Stadt immer dem Fluß entlang dem Fluß entlang. Der Camino wechselte dann auf eine ca 16 km endlos lange und langweilige Schotterpiste in Richtung Calzadilla de la Cueza. Die Landschaft hier, insbesondere auf der Hochebene, ähndelt eher einer afrikanischen Steppe. Weit und breit war keine Siedlung zu sehen. Ank. in Teradillos 14 Uhr, Übern in Albergo Jacques de Moly. Sehr gutes Essen in der Albergo.
17’te Etappe 05.10.2009 Teradillos de los Templarios – Sahagun 20 km
Die Landschaft war zunächst wie auch am Vortag einfältig und langweilig. Interessant noch einige Erdhäuser und die Backstein-Bauweise der Häuser. Vor Sahagun hyst. die Kapelle Erimita de la Virgen del Puenta. Es war nicht mehr weit nach Sahagun. Übernachtung bei den Benediktinerinnen im Monestera Santa Cruze. Dolores hatte ziemlich Blasen an den Füßen. Notdürftige Behandlung, sie war physisch, moralisch ziemlich am Boden. Sie erholt sie sich aber schnell wieder.
18’te Etappe 06.10.2000 Sahagun – El Burgo Ranero 18 km
Die Stadt Sahagun, Abschied von den Klosterfrauen, Sie machten noch ein Frühstück, es war wirklich nett in diesem Kloster. Meine Motivation an diesem Tag gleich null, egal die Karavane zieht weiter. Der Landschaft hier waren auch keine besonderen Reize abzugewinnen, immer entlang der Nationalstraße, LKW’s und viel Streß. Bald hatte ich keine Lust mehr weiterzulaufen Um 12 Uhr ging ich in die Albergo Domenic el Laffi. Heute war selbst kochen angesagt, Lebensmittelladen gab es in der Nähe. Ein Luxusgericht gab es, Penne mit Gemüse und Formagio. Das fanden viele toll und wollen gleich mitessen.
Die Nacht wurde zur Horrornacht, da war Tisac aus Kalifornien und der schnarcht und tat wie ein Kompressor. So etwas hat die Welt noch nicht gehört. Um 5 Uhr morgens hatte er dann wohl auch mit sich selbst Erbarmen und ging nach unten in den Aufenthaltsraum. Leider hat das dann auch nichts mehr gebracht.
Ein Pilger hat’s nicht leicht
19’te Etappe 07.10.2009 El Burgo Ranero – Reliegos – Puente Villarente
Kurz nach dem Start in El Burgo Ranero zog ein Gewitter auf. Es regnete in strömen und stürmte wie wahnsinnig. Dolores war noch bei mir, wir verkrochen uns und suchen Schutz unter einer Baumgruppe. Bald merken wir wie aussichtslos das war. Wir entschließen uns, im strömenden weiterzulaufen. In Reliegos suchten wir Schutz in einer Bar und wechseln die nassen Kleider. Zufällig kam der Besitzer einer Albergo aus Puente Villarente in diese Bar. Er bat uns an mitzukommen. Da wir die Schnauze gestrichen voll hatten, gingen wir gerne mit. Die Albergo San Pelaya (ein umgebauter Bauernhof) war ganz nett. Der benachbarte Schweinemastbetrieb war eine arge Geruchsbelästigung. Dolores bekam noch überraschend Besuch von Ihrer Mutter aus Frankreich (Wohnwagen). Damit hatte sie nicht gerechnet, darum war die Freude besonders groß.
20’te Etappe 08.10.2009 Puente Villarente – Leon 13 km
Heute ging es in die Großstadt Leon. Start in Puente Villarente 7 Uhr 30, es war noch dunkel, immer entlang der stark befahrenen Nationalstraße. Diese Streckenteil war sehr gefährlich und auch nervig. Wir überquerten die Straße und befanden uns wieder auf dem Camino Richtung Leon. Auf Höhe von Valdelafuente ging es rechts den Berg hinauf zu den Sendemasten und dann links einen ziemlich steilen Hang hinunter. In der ferne war bereits Leon zu sehen. Der Abstieg über einen vom Regen schmierig gewordenen Hang hinunter, wir hatten die Vororte und das Stadtgebiet von Leon erreicht. Die Albergo in der Altstadt bei Benediktienerinnen, großer Schlafsaal, alles sauber und ok. Besuch der Altstadt, Kathedrale, Essen etc.
Dann wieder zurück in den riesigen Schlafsaal.
21.’te Etappe 09.10.2009 Leon – Virgin del Camino – San Martin del Camino 23 km
Der Start um 7 Uhr 30 durch die Altstadt, das Industriegebiet und auf Höhe La Virgin del Camino entlang der N120. Die Weg-Alternative über Villar de Mazarife wäre erheblich länger gewesen. Allerdings der Weg entlang der N120 war wieder sehr nervig, insbesondere der Schwerverkehr und der Lärm. Auch landschaftlich auch kein highlights. Mit einer kleinen Gruppe Pilger beenden wir den stressigen Weg in San Martin del Camino Albergo Ana. Eher schlechte Albergo, baulich alles Pfusch, Duschen etc. nichts funktionierte richtig. Von der Hygiene ganz zu schweigen. Na ja, schlafen und schnell wieder weiter.
22’te Etappe 10.10.2009 San Martin del Camino – Hospital de Orbigo – Astorga
Schnell aus diesem Kaff raus, 7 Uhr startete ich in Richtung Hospital de Orbigo. Erst ein Stück wieder entlang N120 und dann ging es über die Autobahn in Richtung Hospital de Orbigo, berühmt für die alte 20 bögige sehr schöne Brücke. Flaches Land, Getreidefelder über einen Feldweg ging es dann durch eine hügelige Landschaft, lockere Eichenwälder bis zum steinernen Wegkreuz von Santo Toribio. Von diesem Punkt aus war bereits das Ziel Astorga zu sehen. Ankunft in Astorga 12 Uhr 30 Albergo Dorcas del Maria, alles sehr sauber und schön. Rasa aus Litauen ist hier wieder aufgetaucht, das war wieder eine Freude. Astorga eine sehr schöne alte, historische, lebendige Stadt, Besuch der Kathedrale und Gaudi-Museum (Geschichte der Pilgerbewegung). Abends mit Dolores, Rasa und Litina zum Essen. Viel Spass, schon weil sprachlich nicht alles so perfekt lief.
23’te Etappe 11.10.2009 Astorga – Rabal del Camino – Foncebadon 26 km Höhenunterschied fast 600 m
Start um 7 Uhr in Astorga, die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Der Camino führte zunächst entlang der Landstraße über die Orte Murias de Rechivaldo, El Gonso, Rabanal del Camino. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, schöne Wälder, Bachläufe etc. es steigt ständig. In El Gonso habe ich etwas gegessen, bevor es dann beim Aufstieg nach Foncebadon richtig zur Sache geht. Ich sah kaum Pilger auf der Wegstrecke. Diese Bergstrecke hatte es in sich, knochenhart. Das Wetter war schön und warm, in Foncebadon kam ich um 14 Uhr 30 total durchgeschwitzt und fertig an. Die Albergo, schön, einschl. eines Pelegrinomenues. Ich beobachtete einen wunderschöner Sonnenuntergang Höhenlage 1439 m.
24’te Etappe 12.10.2009 Foncebadon – Cruz de Ferro – El Acebo – Ponferrada 27 km
Startete mit einer Gruppe Pilger in der Dunkelheit, wir kamen in der Morgendämmerung am Cruz de Ferro an. Suche mir einen Stein und schreibe etwas darauf was meine Seele belastet. Das Gebet des Cruz de Ferro lautet: Herr, möge dieser Stein Symbol für mein Bemühen auf der Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst wenn die Taten meines Lebens gerichtet werden, die Waagschale zu Gunsten meiner guten Taten sich neigen mögen. Einem Engländer habe ich zugeschaut, er hatte eigens eine Glocke mitgebracht, diese aufgehängt geläutet und seinen Spruch aufgesagt. Weiter ging es, die Landschaft war hier atemberaubend. Tiefe Täler, bewaldete Bergrücken, Viehweiden einfach schön. Kam entlang des Caminos nach Manjarin verlassenes Dorf, nur eine alternative Herberge (kein Wasser, kein Strom) ein verlassenen Ort. Ein interessanter Wegweiser (Photo). Ab jetzt ging es nur noch bergab, teilweise schwieriges Gelände und gar nicht gut für die Knochen. Weiter ging es nach Ponferrada, Übern. Refug. San Niclas, eine schöne Albergo. Viele bekannte Gesichter wieder gesehen. Am Abend noch die Altstadt besichtigt, Plaza Burg etc..
25’te Etappe 13.10.2009 Ponferrada – Cacabelos – Villafranca del Bierzo 25 km
Start 7 Uhr 30 in Ponferrada, wie in den letzten Tagen immer, in der Dunkelheit. Viele kleine Dörfer, schöne Landschaften, Weinberge. Nächster größerer Ort war Cacabelos, Standardessen Tortillia de Potato, weils schnell geht, schmecken tut das auch nicht mehr.
Weiter ging es nach Villafranca del Bierzo, ein schöner Ort mit schöner Plaza, übernachtete in Albergo Piedra, schönes Haus alles sauber. Viele bekannte Gesichter, auch Rasa und Litina tauchen wieder auf. Abendessen Restaurante an der Plasa, sehr gut und viel Spass hatten wir auch.
26’te Etappe 14.10.2009 Villafranca del Bierzo – Trabadello – La Faba – O Cebreiro 29 km 800 m Höhenunterschied
Früher Aufbruch 7 Uhr immer entlang der Straße, schwierige Orientierung in der Dunkelheit. Kastanienwälder, Kiefernwälder bis nach Trabadello, erste Kaffeepause. Nun stieg es rassant an, ein Eichenwald, sehr anstrengender Aufstieg nach La Faba. Rast an der Albergo Gesellschaft Ultreya (deutsche Leitung). Ca 12 Uhr Albergo noch geschlossen.
Entschloß mich, noch weiter zum O Cebreira zu laufen. Nochmals ein knackiger Anstieg. Heute lief ich am Camino-Wegstein 152,5 vorbei. Wahnsinn, ich bin tatsächlich schon 700 km gelaufen. Etwas später passierte ich den Grenzstein zur Prov. Galicien. Knochenhart ging es dann nochmals hoch zum Museumsdorf O Cebreiro hinauf. Übern. in der gleichnahmigen Albergo. Alles sehr modern eingerichtet, riesiger Schlafsaal (80 Pilger)
Essen Pilgermenue im Dorf, ganz schlecht hatte ich es getroffen. Aber egal, wen interessiert das.
27’te Etappe 15.10.2009 O Cebreiro – Alto Poio – Triacastela 21 km
Mein Start mit einer Gruppe Pilger um 7 Uhr, zunächst auf den Alto San Roque, über den Bergkamm und dann talwärts Richtung Hospital da Condesa und Alto do Paio. Mein Hemd war schon wieder naß geschwitzt. Die wunderschöne Aussicht von der Passhöhe auf das bergige Galicien entschädigt für die enormen Anstrengungen. Ein kleines Frühstück mit Schokolade und Toast hatte ich mir verdient. Die nächte Ortschaft Ortega war total mit Kuhfladen zugepflastert, fast wie im Allgäu.
Jetzt war die letzte schwere Hürde auf meinem Weg nach Santiago de Compostela überwunden. Gute Stimmung, schöne Wege und Pfade, Weideland und Wälder, immer bergab bis nach Tricastela. Bei Ramil eine über 1000 Jahre alte Kastanie am Weg, sie könnte sicher viele Geschichten erzählen über Pilger die des Weges kamen. Übernachtung dann in Triacatela Albergo Berce de Camino. Eine schöne Albergo nur furchtbar quitschende Betten. Viele Bars und Restaurante, eine netter Abend mit vielen Pilgern.
28’te Etappe 16.10.2009 Triacastela – Sarria – Morgade 31 km
Heute lief Steve aus Montreal ein Stück mit mir. Wählte die kürzere Camino-Variante in Richtung Sarria. Es ging über Waldwege, Feldwege landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich. Zwischen Barbadelo und Morgade passierte ich den Camino-Wegstein 100 km nach Santiago. Das hat mich schon aufgewühlt, ich war bereits 100 km vor dem Ziel. Wenn alles gut geht bin ich in 3 – 4 Tagen in Santiago de Compostela.
Die Übernachtung in Morgade, eine einsame Albergo am Weg. Sehr schön, man fühlt sich wohl, das Essen war auch recht gut. 3 Franzosen (Senioren) kommen noch, wollen den Camino in 20 Tagen machen, verrückt. Vielleicht sind die später eingestiegen. Aber es interessiert mich nicht wirklich. Jeder geht seinen eigenen Weg.
29’te Etappe 17.10.2009 Morgade – Portomarin – Gonzar 17 km
Start in der Dunkelheit bei Nebel und schlechte Sicht. Auch bei Tageslicht kaum etwas zu erkennen. Kurz vor Portomarin erreichte ich den Rio Minor zu erkennen. Es ging über eine große Brücke. Geradeaus führt eine Treppe hinauf in Richtung in die Altstadt. Interessant, die Kirchen San Pedro und San Niclas wurden Stein für Stein am ursprünglichen Standort ( Staugebiet des Rio Minor) abgetragen und am heutigen Ort wieder aufgebaut. Kaufte noch Souvenir und verließ Portomarin über eine schmale, schwankende Stahlbrücke in Richtung Hospital da Cruz. Das Wetter hatte sich gemacht, die Sonne schien, ich lief durch eine reizvolle Landschaft mit Eichen- und Kiefernwälder nach Gonzar. Übernachtung in Albergo Casa Gracia. recht angenehm, wenig Pilger, gutes Essen.
30’te Etappe 18.10.2009 Gonzar – Hospital da Cruz – Palas de Rei 17 km
Startete 7 Uhr 30 im Nebel und kalt und unangenehm war es, außerdem schlechte Sicht. Ich lief auf Schotter-, Feld.- und Waldwegen, kleine Ortschaften unterwegs. Hatte zunehmend Probleme mit dem linken Schienbein, das leicht geschwollen war. Mußte immer wieder mit Voltaren einschmieren und auf Besserung hoffen. Gott sei Dank , das Ziel Santiago de Compostela habe ich bald erreicht. Ank. 13 Uhr In Palas de Rei und in der Albergo Domingo. Man freut sich immer, wenn man in einer guten Albergo landet, dieses Mal hatte ich wieder mal Glück.
31’te Etappe 19.10.2009 Palas de Rei – Melide – Arzua 32 km
Start 7 Uhr 30 Palas de Rei in Richtung Melide. Auf Schotterwegen durch Eukalyptus-u. Eichenwälder, landschaftlich sehr schön. Das Wetter war etwas trist, Regen und recht ungemütlich. Gut, dass ich in Leon einen Pocho gekauft hatte, allerdings schwitzt man damit ziemlich. Ank. 14 Uhr Ankunft in Arzua, Albergo Lactea, sehr schön und modern. Pflegte meine Schienbein-Entzündung, die Schwellung nahm zu. Hoffentlich halte ich den Rest des Weges noch durch. Kurz vor dem Ziel wieder viele bekannte Gesichter in der Albergo und in der Stadt. Pilgermenue im Restaurante sehr gut, hatte ein schöner Abend. Die Gewissheit, in 2 Tagen am Ziel zu sein, machte mich glücklich.
32’te Etappe 20.10.2009 Arzua – Pedrouzo/Arca do Pino 19 km
Ich startete 7 Uhr 30, eigendlich sollte die Stimmung so nahe vor dem Ziel steigen, aber das Wetter grausam und mein Bein macht mir zu schaffen. Nochmals das Bein mit Voltaren einschmieren mit, das muß gehen, halte durch Junge, ein Pilger muß das aushalten. Landschaftlich reizvolle, bergig, kleine Dörfer und Weiler. Komme um 14 Uhr in Pedrouzo in der Albergo Porta Santiago an. Morgen die finale Etappe mit Handicap, ich freue mich. Nochmals die übliche Procedur, Duschen, Waschen, Pilgermenue, Schlafen.
33’te Final-Etappe 21.10.2009 Pedrouzo Arcado Pino – Santiago die Compostela.
Start 7 Uhr 30 in einer kleinen Gruppe, darunter auch Dolores, Pier und Marie Cloude. Ein letztes Mal war ich als Pilger in Richtung Santiago de Compostela unterwegs. Nochmals Voltaren aufs Schienbein und dann gings los. Den Weg nach Finisterre (100 km) zu laufen, habe ich mir bereits abgeschminkt. Was soll’s, das Ziel war nahe, ich werde es mit Sicherheit erreichen. Es regnete wieder, Poncho an und los ging es. Die Gruppe lief los wie der Teufel, die Vorfreude auf das nahe Ziel war riesig. Mußte mit meinem Handycap laufen, eine dicke Schienbeientzündung machte mir zu schaffen, einfach die Zähne zusammenbeißen und durch.. Außerdem hatte ich vor 2 Tagen in einer Kirche, als ich mir einen Stempel für den Pilgerpass abholte, die Stirnlampe liegenlassen. Also in der Dunkelheit schön hinterherlaufen. Wir passierten das Flughafenareal, schon mal wegducken, eine Maschine im Landeanflug. In Lavacola haben wir noch ein Frühstück eingenommen, dann gings weiter, vorbei an den galicischen Rundfunk-u. Fernsehanstalten zum Monte do Gozo, ein großes Wahrzeichen auf dem Berg. Wir überquerten die Autobahn und waren bereits im Außenbezirk von Santiago de Compostella. Dann ging es immer geradeaus, nach ca 2 km dann der unbeschreibliche, emotionale Moment. Ich stand mit Tränen in den Augen vor der Kathedrale in Santiago de Compostella, was für ein unbeschreiblicher Moment. Um diesen Moment erleben zu dürfen, dafür hatte man sich das alles angetan, dafür hat man gelitten, dafür ist man an seine Grenzen gegangen, dafür war man ganz unten, wie es sich für einen wahren Pilger gehört. Es war wie eine Erlösung, es war als würde eine Riesenlast von einem abfallen. Sorry, aber ich mußte weinen wie ein kleines Kind, Ich schaute mich um und sehe viele Pilger, die mir immer wieder auf dem Weg begegnet sind.
Wir umarmten und beglückwünschten uns. Ich war einfach nur glücklich, es geschafft zu haben. Es war etwa 11 Uhr, als ich in das nahegelgene Pilgerbüro ging. Gegen Vorlage meine Credencal del Pelegrino bekam dann die Pilgerurkunde ausgehändigt. Anschließend besuchte ich um 12 Uhr
zur Pilgermesse in die Kathedrale. Alles sehr emotional.
Nun suchte ich erst mal eine Albergo. Hatte einen Schlafplatz im Seminario Menor (Priester Seminar 1000 Plätze) gefunden und reservierte für 2 Nächte. Schnell Duschen und wieder in die Stadt. Suchte und fand ein Internetcafe und wollte versuchen, gleich am 23’ten Okt. den Rückflug in die Heimat zu buchen. Rasa und Litina halfen mir, die kannten sich mit der IT-Buchung besser aus. In ihrer Heimat Litauen arbeiten die beiden in einem Reisebüro.
Es dauert eine Weile, aber dann hatte ich tatsächlich am 23’ten früh morgens einen Flug (Ryanair € 116,00) nach Barcelona und nachmittags weiter nach Memmingen. Jetzt nachdem alles geregelt war, konnte ich meine geschundenen Knochen pflegen, in aller Ruhe die Stadt anschauen, Cafe trinken, Souvenir kaufen etc.
Mein Gott, wie hat mich dieser Camino zu tiefst in meiner Seele bewegt, mir Himmel und Hölle gezeigt, meinen Körper geschunden und ausgezehrt, meinen Willen beflügelt und mir meine Grenzen aufgezeigt. Noch nie hatte ich einen emotionaleren Moment in meinem Leben erlebt und erleben dürfen.
Mein Gott, ich danke Dir, daß du mir die Kraft gegeben hast diesen Pilgerweg zu gehen und diese Prüfung zu bestehen. Eine unglaubliche Erfahrung, ein unglaubliches Erlebnis.
Pilger Franciscum