Motivation

Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst was du willst, sondern darin, dass du immer willst, was du tust.

— Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi

Schon lange vor meinem ersten Pilgerweg hatte ich mir überlegt, was machst du nach der Beendigung der beruflichen Laufbahn. Ich wollte Abstand gewinnen, Zeit zur inneren Einkehr und Besinnung finden. Wahrscheinlich war ich angesichts der gravierenden Veränderungen in meinem Leben, auch von der uralten Sehnsucht der Menschen getrieben, aufzubrechen, bekanntes hinter mir zu lassen und neue Wege zu suchen. Nachdem ich schon einiges über Pilgerwege gelesen hatte, war mir klar, ich musste auf den Weg gehen. Es sollte nicht irgendein Weg sein, sondern  einer der jahrtausende alten Pilgerwege nach Santiago de Compostela.

Ich wusste, dass mir diese Pilgerwege alles abverlangen würden. Meine Motivation und Kraft war so stark, dass ich mir sicher war, diese Herausforderung zu bewältigen. 
Gehen ist gesund. Das stimmt, auch wenn es einem mal schlecht geht, ein paar Blasen oder  Gelenkschmerzen auftreten. Das einfache Leben in Bescheidenheit, einfach auf sich allein gestellt sein, das hat eine heilsame Wirkung . Gehen, für Nahrung sorgen, eine Unterkunft finden, schlafen, die geschenkte Zeit auskosten, merken, mit wie wenig man auskommen kann. Gehen und sich gehen lassen, mit dieser Devise geht es einem gut auf dem Weg. Der Weg bringt den Geist in Bewegung. Ich sehe die Natur und erlebe auf vielfältige Weise, was der Mensch damit gemacht hat und weiterhin macht. Ich  gehe an Gebäuden, Kirchen und Kunstwerken vorbei, lese Botschaften früherer Generationen in Stein gemeißelt, Botschaften für die Ewigkeit. 

Meine persönliche individuelle Erfahrung, das Pilgern, hat mir immer gut getan. Die gemachten Erfahrungen trage auch ich zurück in den Alltag. Die Grenzerfahrungen in Bezug auf meine körperliche Leistungsfähigkeit, meine geistige, meine seelische Belastbarkeit begleiten mich zurück in den Alltag und geben mir festen Boden unter den Füßen. Einen Boden, der stark genug ist, mich und meine Nächsten zu tragen.

Um Pilgererfahrungen zu sammeln war es nicht unbedingt notwendig nach Santiago zu laufen. Entscheidend ist vielmehr, bei sich selbst neue Erfahrungen und Eigenschaften zu entdecken. So gesehen, kann Pilgern auch ein wichtiger Impulse für die eigene Lebensgestaltung sein.

4 Gedanken zu „Motivation

  1. Jakobus Münster

    Danke für die Post! Ich freue mich, dass es ehrliche Pilger gibt!
    Eine schöne Seite – werde in Kürze und in Ruhe ausführlicher stöbern.
    Buen Camino auf allen weiteren Wegen und herzliche Pilgergrüße aus Münster, Rita M. Meyer

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  2. Stephan

    Hallo lieber Ferry,
    so oft wollte ich mal diese Seite besuchen, doch immer wieder …
    Heute bin ich angekommen – auf deiner Seite. Toll! Einfach toll, was du machst! Geniesse Ewas Heimat.

    Bis bald und liebe Grüsse,
    Stephan

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  3. Christian W.

    Lieber Ferry,

    wir zwei sind uns letztes Jahr 2016 auf dem Camino Primitivo des öfteren über den Weg gelaufen. Da ich aktuell wieder eine Camino-Rückkehr plane und die Zeit auf den Caminos generell vermisse, habe ich mich auch an meine letzten Pilgerreisen erinnert. Da ich unter anderem gute Erinnerungen an Dich habe, lieber Ferry, ist mir eingefallen, dass du einen Camino-Blog während Deiner Pilgerreise geführt hast. Kurz gegoogelt und schon bin auf Deiner Website gelandet.

    Da ich generell ein sehr fauler Fotograf bin, habe ich mich besonders über die vielen Fotos gefreut, die du eingestellt hast. Viele Motive konnte ich mir wieder in Erinnerung rufen und war für einen kurzen Augenblick wieder selbst auf dem Camino. 🙂

    Ich kann mich noch gut an Dich und Deine Erzählungen erinnern. Ich hoffe sehr, dass es Dir gut geht und schicke Dir die besten Grüße aus Grevenbroich (PLZ 41516)

    Herzlichst
    Christian

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